Frühentwicklung

Kinder und Jugendliche, die sich in bestimmten biotischen Merkmalen durch einen signifikanten Entwicklungsvorsprung im Vergleich mit definierten Normalwertbereichen ihres jeweiligen kalendarischen Alters unterscheiden.

Biotische Merkmale von Frühentwicklung äußern sich in signifikanten Entwicklungsvorsprüngen der Körperkonstitution (Körperhöhe, -masse, Körperbauproportionen), der hormonellen Situation sowie der damit verbundenen Ausprägung der männlichen bzw. weiblichen Geschlechtsmerkmale und der Skelettreife (Ossifikation). Das Ausmaß einer Frühentwicklung gilt im allgemeinen als unsignifikant, wenn es weniger als ein Jahr umfaßt; besonders im Reifungsalter kann es jedoch bis zu etwa drei und vier Jahren betragen. Die Ermittlung erfolgt mit den spezifischen Methoden der Einschätzung des biologischen Alters bzw. vom geschulten und geübten Sportpädagogen in grober Annäherung zuweilen durch Blickdiagnose. Die Beachtung von Frühentwicklungen ist bei sportlicher Betätigung aus verschiedenen Gründen erforderlich. Hauptsächlich zu nennen sind die Berücksichtigung bei der Belastungsgestaltung unter Aspekten der im allgemeinen höheren Belastbarkeit von Frühentwicklung, der damit verbundenen Wirksamkeit und Effektivität der sportlichen Ausbildung (z.B. im Zusammenhang mit sensiblen Entwicklungsphasen) sowie der Leistungsbewertung und prognostischen Eignungsbeurteilung. Frühentwickelte verfügen, zumeist durch ihren biotischen Entwicklungsvorsprung begünstigt, über eine vergleichsweise hohe sportliche Leistungsfähigkeit besonders in konditionell determinierten Sportarten bzw. Disziplinen. Darüber hinaus sind mit der biotischen Frühentwicklung häufiger Entsprechungen in psychischen Persönlichkeitseigenschaften sowie im Sozialverhalten verbunden. Derartige Tendenzen werden hauptsächlich psychisch-sozial verursacht, indem an Frühentwickelte wie z.B. biotisch weitgehend vollentwickelte männliche bzw. weibliche Jugendliche – häufig unbewußt- entsprechend erhöhte und andersartige gesellschaftliche Erwartungsmaßstäbe durch die mitmenschliche Umwelt (z. B. Trainer) gerichtet werden. [74]

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