Wettkampfsituation

Momentane, sich fortlaufend verändernde Konstellation von Situationsmerkmalen in einem Wettkampf.

Die Wettkampfsituation ist auf der Grundlage der Wettkampfregeln durch die konkreten Beziehungen der am sportlichen Wettbewerb beteiligten Sportler zueinander und deren Leistungsstärke, einschließlich der sich daraus ergebenden Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten und Realisierungswahrscheinlichkeiten sowie durch die Bedeutsamkeit der Zielerreichung bestimmt. Sie wird durch die Gesamtheit der nützlichen Informationen, die objektiv wahrnehmbaren Handlungsbedingungen, die subjektive Merkmalswiderspiegelung und die Bedingungsantizipation beschrieben. Sie trägt Prozeßcharakter und umfaßt die Phase der Ausgangsbedingungen, die Phase der Entstehung, die „kritische“ Phase (in der gehandelt werden muß) und die Phase der Lösung bzw. Auflösung.

Eine Wettkampfsituation wird durch die Beziehungen der räumlich-zeitlichen, meist äußeren Faktoren und eine psychisch-kognitive Struktur bestimmt und durch folgende Merkmale charakterisiert:

  1. Die Zielstellung im Sinne der Bewältigung einer konkreten Anforderung durch eine oder mehrere Wettkampfhandlungen und das erwartete Handlungsergebnis (Angriffssituation, Verteidigungssituation u. a.). Darin eingeschlossen ist die Bedeutsamkeit der Zielerreichung (Notsituation, Endkampfsituation). Im Sportspiel hat z. B. bei nahezu gleicher Konstellation und Bewegung von Mit- und Gegenspielern bzw. des Spielgerätes die W. bei einer hohen Führung vor Spielende eine völlig andere kognitive Struktur als bei einem Rückstand;
  2. Die Beziehungen der Sportler zueinander unter Beachtung ihrer individuellen Leistungsvoraussetzungen, der daraus abzuleitenden Verhaltensmöglichkeiten und der Schwierigkeit der Handlungszielerfüllung (Zweikampfsituation, Überzahlsituation, aussichtslose Situation u.a.);
  3. Die Handlungsbedingungen, die durch die Merkmale Position von Gegner und Mannschaftsmitglied, Körperstellungen und Bewegungen, Kraftwirkungen und Geschwindigkeiten, Sportgerät usw. – absolut und relativ zur Umgebung und zum Gegner – in ihrer Komplexität und Wechselwirkung gekennzeichnet werden;
  4. Die unterschiedliche subjektive Merkmalswiderspiegelung und -bewertung, die von den individuellen Erfahrungen, der Motivation und der Erlebniswiderspiegelung beeinflußt wird;
  5. Der Prozeßcharakter der Wettkampfsituation. Eine Wettkampfsituation entsteht, erreicht ihre kritische (handlungsfordemde) Phase oder den handlungsgünstigsten Moment und wird gelöst oder löst sich auf. Dazu ist es erforderlich, die Ausgangsbedingungen, die Zielbedingungen und die Regulationsbedingungen anzugeben. In der Trainingspraxis werden Wettkampfsituationen mit ähnlichen Handlungsstrukturen oder gemeinsamen Merkmalen häufig zu Situationsklassen zusammengefaßt

Die Situationsanalyse, Situationsantizipation oder Situationsbeschreibung ist immer auf die Beziehung aller Bestimmungsfaktoren bezogen und nicht auf das Einzelmerkmal, selbst wenn es dominant sein sollte. Zwischen den Situationsmerkmalen bestehen nicht primär statische, sondern vor allem strukturelle und deterministische Beziehungen. [2]

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