Die Leistungserwartung bildet für den Sportler gleichzeitig eine Basisgröße für die Bewertung der erzielten Resultate, aus der erst Erfolgs- oder Mißerfolgserlebnisse entstehen. Der Aufbau realer und anspruchsvoller Leistungserwartungen ist ein wichtiges Anliegen der psychologischen Wettkampfvorbereitung. Leistungserwartungen sind Ableitungen aus der Selbsteinschätzung des aktuellen individuellen Leistungsvermögens, sie kalkulieren unterschiedliche Verlaufsbedingungen ein und werden in sportartspezifischer Weise am angenommenen Leistungsprofil der entscheidenden Gegner orientiert.
In Sportarten mit physikalischer Leistungsmessung können sich die Erwartungen sowohl auf das meßbare Resultat als auch auf den angestrebten Plazierungsraum konzentrieren. Im Vorfeld wichtiger Wettkämpfe läßt sich oftmals als Symptom des Vorstartzustandes eine Senkung und Labilisierung der Leistungserwartung beobachten. Für die taktisch geschlossene und hochmotivierte Wettkampfgestaltung von Mannschaften ist in der Vorbereitung eine möglichst weitgehend einheitliche und optimistische Leistungserwartung herauszubilden.
Von besonderer psychologischer Relevanz ist die Dynamik der Leistungserwartung bei Wettkämpfen mit Mehrfachstarts. Externe Interventionen zur Erhöhung der Leistungserwartung können subjektiv zu Leistungsdruck führen und demotivierend wirken.
Auch Mannschaften erarbeiten sich für einen bevorstehenden Wettkampf Leistungserwartungen Sie sind aber nicht das arithmetische Mittel der Einzelmeinungen der Mannschaftsmitglieder. In die mannschaftliehen Leistungserwartung geht die meinungsbildende Autorität der Führungskräfte ein, werden gemeinsame Erfahrungen teamspezifisch verarbeitet, wird die Auffassung des Trainers berücksichtigt und werden leistungsorientierte Gruppennormen situationsgebunden konkretisiert. Homogenität der Leistungserwartung von Mannschaften ist eine wesentliche Bedingung für ihr einheitliches Handeln und ihre kollektive Anstrengungsbereitschaft. [44]