Biophysikalische Grenzwissenschaft in Anwendung auf sportliche Bewegungen; Teildisziplin der Sportwissenschaft.
Sie hat die mechanische Bewegung des Menschen bei sportlichen Handlungen unter Berücksichtigung der mechanischen Eigenschaften und Voraussetzungen seines Bewegungsapparates, die ihrerseits von biologischen Bedingungen des Organismus funktional abhängig sind, zum Gegenstand. Sie beschäftigt sich mit den Erscheinungen der psychisch, sozial, biologisch und mechanisch determinierten Handlung des Menschen im Sport, die sich auf der Ebene der Mechanik abbilden lassen, d. h., es werden sportliche Bewegungen mit den Methoden der Mechanik objektiv erfaßt und durch Gesetzmäßigkeiten der Mechanik beschrieben. Dabei wird versucht, die biologischen Eigenschaften mit den mechanischen Gesetzen zu koppeln, um daraus biomechanische Erklärungen abzuleiten und auf sportliche Handlungen gezielt Einfluß zu nehmen. Die Biomechanik sportlicher Bewegungen ermittelt biomechanisch darstellbare Elemente der Leistungsstruktur und deren Relationen. Sie präzisiert die sportliche Technik als Leitbild und zweckmäßige charakteristische Art und Weise des Lösens von Bewegungsaufgaben in Form eines Ensembles von charakteristischen Positionen, Kennlinien und Kennwerten. Sie formuliert verallgemeinerte Grundsätze der Handlungsorientierung als biomechanische Prinzipien für bestimmte biomechanische Aufgabenklassen. Sie ermittelt aus der biomechanischen Analyse sportlicher Bewegungen den aktuellen Stand der Entwicklung sportmotorischer Fähigkeiten bzw. sporttechnischer Fertigkeiten und trägt zur gezielten Entwicklung und Anwendung entsprechender spezieller Körperübungen und Übungsgeräte bei. Die Biomechanik sportlicher Bewegungen verwendet spezielle Untersuchungsverfahren zum Sichtbarmachen, Aufzeichnen oder Messen der Werte mechanischer Größen. Diese Verfahren müssen neben entsprechenden Genauigkeitsanforderungen in Wettkämpfen bzw. unter wettkampfnahen Bedingungen vielfach im Komplex einsetzbar sein. Sie sind häufig sportartspezifisch modifiziert. Von genereller Bedeutung für das Erfassen kinematischer Größen sind fotografische und videotechnische Untersuchungsverfahren. Außerdem werden bei der biomechanischen Analyse dynamometrische, elektromyografische u. a. Verfahren eingesetzt. Der gleichzeitige Einsatz mehrerer Verfahren bzw. ihr Einsatz über längere Zeit läßt große Datenmengen entstehen, die durch den Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung verdichtet, aufbereitet und dargestellt werden. Letztere bildet ebenso eine Voraussetzung für das zunehmende Anwenden der mathematischen Modellierung und Simulation als theoretische Methode des Erkenntnisgewinns und der Erkenntnisvermittlung. [39]