Geschlechtsspezifika

Gesamtheit der biotischen, psychischen und motorischen Eigenheiten, die für das jeweilige Geschlecht im allgemeinen und in den verschiedenen Entwicklungsetappen im besonderen typisch sind.

Im Unterschied dazu umfassen Geschlechtsdimorphismen nur jene Geschlechtsdivergenzen, die das weibliche und männliche Geschlecht unter biotischen Aspekten unterscheiden. Geschlechtsspezifika in ihrer Gesamtheit sind genetisch (chromosal) sowie gesellschaftlich (kulturell-sozial) determiniert. Sie werden bereits in den Entwicklungsetappen der Kindheit zunehmend deutlich, verstärken sich besonders im Verlaufe der Reifungszeit (Pubeszenz, Adoleszenz) bzw. im Jugendalter und erreichen mit dem Erwachsenenalter ihre geschlechtsdivergent volle Ausprägung. Für die Gestaltung des Sportunterrichts und des Trainings sind unter anderem Geschlechtsspezifika der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Belastbarkeit besonders bedeutsam. Im Kindesalter bleiben sie bis etwa zu den Altersklassen 9 und 10 nur relativ gering ausgeprägt bzw. auf bestimmte Bereiche begrenzt (deutlicher z.B. bereits bei Kraft- und Ausdauerfähigkeiten sowie Wurfleistungen; geringer dagegen im Bereich koordinativer Fähigkeiten). Das Ausmaß solcher Geschlechtsspezifika ist offensichtlich stark sozial und speziell tätigkeits- bzw. aktivitätsbedingt. Erst mit Beginn der geschlechtlichen Reifungsprozesse (Pubeszenz) sowie in der Folgezeit werden genetisch determinierte Geschlechtsdivergenzen verstärkt bedeutsam, die in der sportlichen Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit entsprechend berücksichtigt werden müssen. Beim weiblichen Geschlecht äußern sie sich hauptsächlich in bestimmten Eigenheiten der Anatomie des Körperbaus (z.B. andere und durchschnittlich geringere anthropometrische Maße), der Hormonkinetik und Physiologie (z.B. etwa 13mal niedrigerer Testosteronspiegel im Serum, höhere Anteiligkeit der Fettspeicher und des Fettumsatzes, geringerer Muskelanteil und Eiweißumsatz je kg Muskelmasse) sowie der im Vergleich zum männlichen Geschlecht entsprechend geringer ausgeprägten Fähigkeit vor allem zu maximalen Kraftleistungen und ihrer Trainierbarkeit. Die Geschlechtsspezifika werden in entsprechend geschlechtsdivergent gestalteten Wettkampfsystemen und teilweise Wettkampfregeln beachtet, wobei allerdings kulturell-sozial tradierte Auffassungen, die Vorbehalte zur Rolle des weiblichen Geschlechts und seiner sportlichen Leistungsfähigkeit einschließen, derzeit noch einen nicht unbedeutenden Einfluß haben. [74]

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