Entwicklungsverzögerung in der Ontogenese des Kindes- bzw. Jugendalters, die in einem zeitlichen Zurückbleiben bestimmter Entwicklungsmerkmale gegenüber der durchschnittlichen Entwicklung dieser Merkmale besteht.
Die Retardation kann die Gesamtentwicklung bzw. spezifisch die psychische, physische oder motorische Genese sowie einzelne Merkmale der genannten Bereiche umfassen (z.B. die Sprachentwicklung, Geschlechtsreifung, Gleichgewichts- oder Koordinationsfähigkeit u.a.). In ihrer Entwicklung retardierte Kinder bzw. Jugendliche werden auch als Spätentwickler bezeichnet. Bei motorischen Interventionen (z.B. im Rehabilitationssport, Sport an Sonderschulen bzw. mit Fördergruppen u. a.) müssen neben Retardationen im intellektuellen Bereich besonders solche der physischen und motorischen Entwicklung beachtet werden. Physisch retardierte Kinder bzw. Jugendliche sind im Vergleich mit normativ oder überdurchschnittlich entwickelten in der Regel besonders bei Anforderungen, die höhere Kraft- bzw. Ausdauerfähigkeiten voraussetzen, weniger leistungs- und belastungsfähig. Im Unterschied dazu können sie bei vorrangig koordinativ determinierten sportlichen Leistungen (z.B. in akrobatischen Sportarten) über günstige Leistungsvoraussetzungen verfügen. Retardation im koordinativ-sporttechnischen Können bedeutet dagegen in jedem Fall eine entsprechend verminderte Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit. Die Ursachen einer Retardation können vielfältig sein. Letztlich sind sie auf endogene bzw. exogene Faktoren zurückzuführen (z.B. angeborene oder erworbene organische Schäden bzw. entwicklungshemmende soziale Bedingungen). Durch gezielte sportmotorische Einflußnahmen kann eine Retardation besonders in der physischen und motorischen Entwicklung vermindert werden, wenn ihre Ursachen eine derartige Betätigung zulassen. [74]