Situationsmerkmal

Wahrgenommene Information, die in einem Bedeutungszusammenhang mit einer bestimmten Situation steht.

Obwohl mehrfach versucht wurde, durch konstituierende (bestimmende) Merkmale (Körperstellungen, Bewegungsmerkmale u. a.) Wettkampfsituationen eindeutig zu beschreiben, muss man davon ausgehen, dass gerade das Zusammenwirken verschiedener Reizqualitäten (optische, kinästhetische, statiko-dynamische, taktile, akustische) in ihrer Gleichzeitigkeit als sogenannter Signal-Wahrnehmungs-Komplex (KOLLER) zum wesentlichen Bestimmungsfaktor wird. Zwischen den als Situationsmerkmal gekennzeichneten Wahrnehmungsinhalten bestehen vor allem strukturelle Beziehungen, die sehr stark von der meist erfahrungsbedingten, subjektiven Bewertung durch den Sportler abhängig sind. Wichtig ist, dass  auch Emotionen in ihrer außerordentlichen Vielfalt die subjektive Bedeutsamkeit von Situationsmerkmalen beeinflussen. Durch Untersuchungen des optischen Suchverhaltens mit Hilfe einer die Blickbewegungen des Sportlers registrierenden Kamera wird z. B. ermittelt, anhand welcher Situationsmerkmale sich der Sportler orientiert und welche Beobachtungsstrategie er wählt. Derartige Untersuchungen dürfen aber momentan für die praktische Trainingsarbeit aufgrund der Unvollständigkeit der Situationskennzeichnung nicht überbewertet und wegen der subjektiven Beeinflussbarkeit der Situationsanalyse nicht zu stark verallgemeinert werden. Beispielsweise kann der nach Zentimetern gleiche Abstand zwischen zwei Fechtern (Mensur) je nach Leistungsstärke (besonders Schnelligkeit), Handlungsabsicht (Angriff oder Verteidigung) und Erfahrung („der Gegner hat mich aus dieser Entfernung getroffen“) sehr unterschiedliche Bedeutung haben. Die Beschreibung von Situationen durch Situationsmerkmale als Orientierungsgrundlage und die Situationsanalyse nach Wahrnehmungsstrategien ist vor allem für die Anfängerausbildung bedeutsam. Im Sinne der Suchbereichseinengung sind die Sportler auf solche Situationsmerkmale zu orientieren, die sie eindeutig erkennen und interpretieren können. [2]

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