Situationsklasse

Zusammenfassung (Gruppenbildung) von Situationen, die durch gemeinsame Merkmale, Merkmalskomplexe oder Handlungserfordernisse charakterisiert sind.

Aufgrund der Merkmalsvielfalt und Differenziertheit ist es kaum möglich, für jede beliebige Wettkampfsituation eine eigenständige Kennzeichnung vorzunehmen. Erst durch eine Zuordnung zu Situationsklassen wird es dem Sportler möglich, trotz ständig wechselnder Situationen von unwesentlichen Einzelheiten zu abstrahieren und den notwendigen Überblick zu gewinnen, sich im Training relativ stabile, situationsangemessene Verhaltensakte anzueignen sowie über die Bildung kognitiver Merkmalsstrukturen Situationen in ihrer Klassenzugehörigkeit wiederzuerkennen. Situationsklassen werden unter verschiedenen Gliederungsgesichtspunkten gebildet, z. B. der dominierenden Zielalternative (Angriffs- oder Verteidigungssituationen), der Beziehungen der Sportler zueinander (Unterzahl- oder Überzahlsituationen, Nahkampfsituationen), nach Handlungsbedingungen (reglementbedingt: Freistoß, Einwurf, Stop, verlaufsbedingt: Umkehrsituationen, Übergänge Stand-Boden), nach subjektiver Bedeutsamkeil (Angst- oder Risikosituationen) und nach häufiger Wiederkehr (Standardsituationen). Methodisch wird mit der Klassenbildung die Absicht verfolgt, das Situationstraining zu effektivieren und für Situationsanalysen und die Erarbeitung von -.Strategien günstigere Voraussetzungen zu schaffen. Die Klassifizierungsmerkmale müssen zuverlässig erkennbar und bewertbar sein, eindeutige Unterscheidungen ermöglichen und trainingsmethodisch bedeutsam sein. Situationsklassen können differenziert gebildet werden nach

  • Angriff bzw. Abwehr
  • Anzahl der beteiligten Spieler
  • zahlenmäßigem Verhältnis von Angreifern bzw. Abwehrspielern (Unterzahl-, Überzahlsituation)
  • Phase der Handlungen (z. B. Angriffsvorbereitung,  Angriffsabschluss)
  • Art und Zeitpunkt der Spielfortsetzung (z. B. Spielbeginn nach Spielunterbrechungen: Endkampf).

Trainingsmethodisch ist wichtig, dass die zuverlässige Erkennbarkeit und Zuordnung der Situation in eine Situationsklasse vor dem kritischen Zeitpunkt liegt und damit im Spielverlauf noch Handlungsalternativen möglich sind. Durch das Erkennen markanter Bedingungskonstellationen kann die Zahl der Lösungsvarianten oft erheblich verringert werden. [2; 18]

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