Vorwiegend von Körperbehinderten betriebene leichtathletische Übungen sowohl als allgemeine Leibesübungen wie auch als Wettkampfdisziplinen.
Leichtathletik für Behinderte hat eine bedeutsame Stellung im Gesamtbereich des Behindertensports. Sie kann von allen Behinderten betrieben werden. Leichtathletische Fähigkeiten und Fertigkeiten sind oft die Basis für viele Bewegungsformen im täglichen Leben und bilden häufig auch die Grundlage für das Erreichen guter sportlicher Leistungen in anderen Sportarten. Aus diesen Gründen nahmen leichtathletische Übungen im Bereich des Behindertensports von Anfang an einen breiten Raum ein, was sich sowohl im Übungsprozeß wie auch bei der Durchführung von Wettkämpfen widerspiegelte und noch widerspiegelt. Bei den Rollstuhlfahrern gehören die Bahn- oder Fahr- (Track) und die Wurf- und Stoßdisziplinen (Field) sowie daraus zusammengesetzte Mehrkämpfe seit den ersten Sportspielen von Stoke Mandeville 1948 zum offiziellen Wettkampfprogramm. Die Hörgeschädigten betreiben Leichtathletik organisiert bereits seit der Zeit vor der Jahrhundertwende, Blinde und Sehbehinderte etwa seit den zwanziger Jahren. Leichtathletische wettkämpfe für Körperbehinderte, auch Cerebralbewegungsgeschädigte und geistig Behinderte, werden etwa ab 1950 in größerem Umfang mit gewissen Regeländerungen und veränderten Ausführungsbestimmungen sowie mit für spezifische Personengruppen neu entwickelten Disziplinen durchgeführt. Als Beispiele seien hier genannt:
– Springen (Hoch, Weit) für Beinbehinderte entweder aus dem Stand oder Anlauf mit Hilfsmitteln (z.B. Gehstützen) und Absprung aus einer Absprungzone
– 100-m-Lauf für schwer cerebralgelähmte Sportler (Tetraplegiker) mit einem Rollstuhl
– Laufdisziplinen der Blinden ab 400 m mit einem Begleitläufer (meist über ein Band am Handgelenk miteinander verbunden) und der 100-m-Einzellauf mit akustischer Steuerung des Läufers durch seinen Trainer oder Betreuer.
Gibt es auch über Sinn und Nützlichkeit dieser oder jener leichtathletischen Disziplinen, so z.B. den Lauf Oberschenkelamputierter, sehr unterschiedliche Positionen, ist man allseits über viele hervorragende leichtathletische Leistungen behinderter Sportler um so mehr erstaunt. Die gegenwärtige Bestzeit im Rollstuhl-Marathon liegt unter 1:30 h, Einbeiner springen 2 m hoch, und Blinde laufen 400 m unter 50s.
Zusammenfassend kann man sagen, daß leichtathletische Übungen und Disziplinen aufgrund ihrer großen Variationsfähigkeit und ihrer sehr natürlichen Bewegungsformen auch im Behindertensport gut geeignet sind, die körperliche Leistungsfähigkeit in komplexer Weise zu
entwickeln und positive Willensqualitäten auszuprägen sowie das Selbstwertgefühl zu steigern. [5; 53]