Temperament

Komplex psychologischer Eigenschaften, der die formaldynamischen Ablaufqualitäten des Handelns und Erlebens kennzeichnet.

Stärke, Schnelligkeit, Tiefe und Nachhaltigkeit psychischer Prozesse werden durch das T. charakterisiert. Individuelle Temperamentsbesonderheiten äußern sich in erster Linie in der Beeindruckbarkeit und Impulsivität. Aus ihrer Kombination ergeben sich die klassischen Temperamentstypen. Physiologische Grundlagen der individuellen Temperamentsbesonderheiten bilden die angeborenen Merkmale der höheren Nerventätigkeit Nach PAWLOW ist zu unterscheiden zwischen starken oder schwachen Erregungs- und  Hemmungsprozessen, zwischen einem ausgeglichenen oder unausgeglichenen Verhältnis von Erregungs- und Hemmungsprozessen und schließlich zwischen einem schnellen oder langsamen Wechsel der Erregungs- und  Hemmungsprozesse.
Aus den drei Grundeigenschaften der höheren Nerventätigkeit (stark/schwach,
ausgeglichen/unausgeglichen, beweglich/träg) können „Typen des Nervensystems“ abgeleitet werden, die den traditionellen Typen (nach HIPPOKRATES) gegenübergestellt
werden können. So entsprechen annähernd der „starke, ausgeglichene, bewegliche Typ“ dem „Sanguiniker“; der „starke, ausgeglichene, träge Typ“ dem „Phlegmatiker“; der „starke, unausgeglichene, bewegliche Typ“ dem „Choleriker“ und der „schwache Typ“ dem „Melancholiker“. Hervorzuheben ist, daß es weder reine T.typen der klassischen Terminologie noch reine Typen der höheren Nerventätigkeit gibt, sondern daß jeder Mensch in bezug auf sein T. einen „Mischtyp“ mit mehr oder weniger deutlicher Dominanz eines Typs verkörpert.
In der sportlichen Tätigkeit spielt in den einzelnen Sportarten das T. in enger Verbindung mit den Emotionen und dem aktuellen psychischen Zustand des Sportlers eine wichtige Rolle. Die Grundeigenschaften der höheren Nerventätigkeit beeinflussen den Tätigkeitsprozeß bzw. den Handlungsverlauf in starkem Maße. So sind u. a. die Ansprechbarkeit und Erregbarkeit, die Stabilität oder Labilität des emotionalen Zustandes, der individuelle Verlauf des Fühlens und Wollens und die Prozesse der sozialen Interaktion im Training und Wettkampf weitestgehend von den T.besonderheiten der Sportler  beeinflußt (es gibt weder „temperamentlose“ Sportler, noch gibt es grundsätzlich „gute“ oder „schlechte“, „erfolgreiche“ oder „erfolglose“ T. typen). Auch wenn die physiologischen Grundlagen der T.eigenschaften in hohem Maße anlagebedingt (erbbestimmt) sind, können
sie z.B. nicht als Entschuldigung für unbeherrschtes oder unfaires Verhalten, für Flatterhaftigkeit oder unzureichende Einsatzbereitschaft herangezogen werden. Der Mensch ist nicht „Spielball“ seines T. Er kann es durch intensives Training von Fähigkeiten der Selbstbeherrschung individuell steuern und die positiven Seiten seines T. zum Tragen bringen. [37; 44]

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