Bewußt reproduzierter bzw. bewußtseinsfähiger Anteil interner Abbilder von Bewegungen bzw. Bewegungshandlungen.
Bewegungsvorstellungen sind gedächtnismäßig gespeicherte, individuell akzentuierte Informationen über Strukturmerkmale des Bewegungsablaufes, die mit Hilfe der unterschiedlichen Analysatoren im praktisch-motorischen Handeln gewonnen werden (Bewegungswahrnehmungen, Bewegungserfahrungen). Die räumlichen, zeitlichrhythmischen und kraftmäßig-dynamischen Parameter können in der Bewegungsvorstellung in Abhängigkeit vom Charakter der speziellen Bewegung und individuellen Besonderheiten differenziert ausgeprägt sein. Bewegungsvorstellungen enthalten darüber hinaus Erlebnisinhalte, emotionale Färbungen sowie Wertungen über innere und äußere Bedingungen der Bewegungsausführung. Bewegungsvorstellungen sind durch ihren Inhalt (Genauigkeit) und ihre Form (Intensität, Plastizität, Beständigkeit, Bewußtheitsgrad) gekennzeichnet. Sie besitzen für die Entwicklung der sportlichen Technik eine programmierende, regulierende und z. T. trainierende Funktion. Bewegungsvorstellungen sind eine wichtige Grundlage für den Irrformationsaustausch ( Informationsgestaltung) zwischen Trainer und Sportler. Bewegungsvorstellungen sollten im Sport zielgerichtet trainiert werden. Dazu ist Wissen nötig, und es müssen Bewegungserfahrungen bewußt gemacht (Bekräftigung), die Beobachtung fremder und eigener Bewegungen geschult (Video) sowie Wahrnehmungen und Vorstellungen verbalisiert werden (letzteres z. B. in Form von Bildern/Metaphern). Die Methode des „Bewegungserfahrungsaustausches“ (BEIER/HAASE, 1990) nutzt die differenzierten Bewegungserfahrungen und Erlebnisinhalte von Sportlern unterschiedlichen Leistungsniveaus zur Erweiterung und Verbesserung individueller Bewegungsvorstellungen (Gruppengespräch). Die Leistungswirksamkeit von Bewegungsvorstellungen in Training und Wettkampf wird erhöht, wenn sie in Psychoregulationsprogramme (Entspannung und Konzentration) eingebunden sind sowie mit Imitationsübungen und der tatsächlichen Bewegungsausführung gekoppelt werden. Jeder motorische Lernprozeß beginnt mit der Herausbildung einer zunächst groben und überwiegend optischräumlich bestimmten Bewegungsvorstellung In dieser Phase tragen Bewegungsvorstellungen überwiegend exogenen Charakter. Der Sportler stellt sich Bewegungen anderer vor, bzw. er betrachtet sich von außen, praktisch als „Außenstehender“. Mit Zunahme der kinästhetischen Anteile und der damit verbundenen stärkeren Präzisierung und Differenzierung zeitlich-rhythmischer sowie kraftmäßig-dynamischer Parameter der Bewegungsvorstellung erlebt sich der Sportler stärker als Akteur der Bewegungsausführung, d. h. die Bewegungsvorstellung wird „von innen heraus“ entwickelt. Bewegungsvorstellungen dieser Qualität besitzen ideomotorische Wirkung (Ideomotorik) und bilden die Grundlage für das ideomotorische Training. [40]